Fünf Fragen an Hörakustik-Meisterin Janine Otto
28
Mai 2018
Die Inhaberin von Hilkenbach Hörwelten in Stuhr-Brinkum im Interview
Schwerhörigkeit ist keine Seltenheit. Etwa 20 bis 25 Prozent der Erwachsenen hören schlecht. Frau Otto, Sie sind seit zehn Jahren Inhaberin der Hilkenbach Hörwelten. Welche Symptome weisen typischerweise auf eine Hörverminderung hin?
Ein Indiz für eine verminderte Hörfähigkeit kann beispielsweise vermehrtes Nachfragen sein. Auffallend ist ein vergleichsweise lauteres Sprechen – weil Betroffene ihre eigene Stimme nicht mehr richtig hören. Viele haben auch das Gefühl, dass andere nuscheln oder undeutlich sprechen. Aussagen wie „Hören kann ich gut, ich verstehe nur nicht immer alles“ sind typisch. Auffallend ist auch die Schwierigkeit, einem einzelnen Gespräch in einer Gruppe folgen zu können. Weitere klassische Hinweise sind ein sehr laut eingestellter Fernseher oder die Tatsache, dass Telefon und Türklingel wiederholt nicht gehört werden.
Welche Ursachen stecken am häufigsten hinter einer Schwerhörigkeit?
Eine Schwerhörigkeit kann durch viele Faktoren verursacht werden. Die häufigsten Ursachen sind: Alter, Vererbung, Krankheiten, Medikamente sowie eine dauerhafte oder akute Lärmbelastung.
Welche Folgen kann es haben, wenn akustische Eindrücke nicht mehr richtig verarbeitet werden können?
Folgen einer geminderten Hörfähigkeit schränken die Orientierungs- und Warnfunktion eines Menschen ein. Dadurch können sich Betroffene beispielsweise beim Überqueren einer Straße nur noch auf ihren Sehsinn verlassen. Ein Auto aber, das gerade um die Ecke fährt, oder ein Fahrradklingeln direkt hinter mir wird als Warnhinweis im schlimmsten Fall gänzlich überhört. Das kann gefährlich werden, zumal sich Betroffene über diese Einschränkung selbst (noch) nicht immer bewusst sind. Zusätzlich gehen Autofahrer und Fahrradfahrer davon aus, dass ihre Warnsignale von allen Verkehrsbeteiligten und Passanten stets gehört werden können. Im Falle einer Hörverminderung kommen außerdem Einschränkungen der Lebensqualität hinzu. So gehen mitunter wertvolle Informationen im zwischenmenschlichen Miteinander verloren wie eine Satzmelodie. Besonders die alltägliche Kommunikation wie beim Telefonieren oder auch im normalen Gespräch stellt für schwerhörige Menschen häufig ein Problem dar. Der dauerhafte Versuch des Ausgleiches birgt enorme Anstrengung für den Menschen und natürlich auch das Gehirns.
Einmal verlerntes Hören kann kaum wieder neu erlernt werden. Wie lassen sich Hörschäden dennoch beheben beziehungsweise technisch ausgleichen?
Moderne Hörtechnik hilft, den verbleibenden Hörbereich des Betroffenen optimal zu nutzen. Alle akustischen Signale werden dorthin transportiert, wo der Schwerhörige sie wahrnehmen kann. Die Hörbereiche variieren in Größe und Tonlage je nach Art und Grad der Hörschädigung. Dabei berücksichtigen wir als Hörakustiker bei den modernen Hörsystemen die individuelle Hörgeschichte und -vorliebe und variieren zusätzlich Lautstärke und Frequenz. Hörtrainings können die Kommunikation bei Schwerhörigkeit zusätzlich verbessern.
An wen wenden sich Betroffene am besten, um sich Hilfe zu holen?
Je nachdem: Für den technischen Bereich wenden sich Betroffene am besten an den Akustiker ihres Vertrauens, für den medizinischen Bereich an ihren HNO-Arzt. Wichtig ist natürlich der medizinische Bereich, der durch den Hals-Nasen-Ohren-Arzt abgedeckt wird. Selbstverständlich ist auch jederzeit eine Überprüfung des Gehörs durch uns möglich. Wir können dann mit unserer Kompetenz den technischen Bereich begleiten.